Du möchtest Lightroom beschleunigen? Ständig höre und lese ich, dass Lightroom (LR) gähnend langsam und zäh ist, Performance Probleme hat und nur noch nervt. Man ist verärgert und beschimpft Lightroom als lahmarschig, Krücke oder Zicke. Es wird überlegt, auf ein anderes Programm für die Bildbearbeitung umzusteigen. Manch einer wagt es sogar.
Geht es dir ähnlich? Bist du am verzweifeln mit der Geschwindigkeit von Lightroom*? Ich kann dich verstehen, da ich auch nicht so glücklich damit war. Sogar Adobe selbst hat diese Schwäche offiziell zugegeben: https://blog.adobe.com/en/publish/2017/07/10/on-lightroom-performance (funktioniert/existiert nicht mehr) Irgendwann habe ich mich entschlossen und Unmengen an Zeit in Experimente und Recherchen investiert, um dem Problem entgegenzuwirken. Mittlerweile bin ich zufrieden und kaum genervt von Wartezeiten.
Die Ergebnisse und mein Wissen habe ich in diesen sehr umfassenden Artikel gepackt. Ich hoffe, dass ich mit diesen 40 Tipps auch deinen Schmerz lindern und dir zu einem schnelleren und produktiveren Arbeiten mit Lightroom verhelfen kann.
Hardwaretechnisch
Bevor wir Lightroom selbst optimieren, schauen wir uns an, welche Hardware Lightroom braucht, um flüssig zu laufen.
#1. Schnelle Festplatte
Eine der größten Performance Verbesserungen bei Lightroom bewirkst du durch eine SSD-Festplatte wie beispielsweise diese*. Die Geschwindigkeit der Festplatte, auf der sich die Vorschauen und der Katalog befinden, ist besonders essenziell für das Bibliothek-Modul sowie beim Starten von Lightroom. Die Zugriffszeit der Festplatte spielt primär eine Rolle im Entwickeln-Modul. In beiden Kategorien ist die SSD mehrfach besser als eine klassische Festplatte und eine absolute Empfehlung.
Die richtige Festplatte für Lightroom
Kennst du schon meinen ultimativen Artikel über die richtige Festplatte für Lightroom?
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Wenn du die Festplatte extern mit dem Rechner verbinden wirst, dann achte unbedingt auf den Anschluss und spare nicht an der falschen Stelle. Die schnellste SSD-Platte nützt dir nämlich nichts, wenn die Daten langsam übertragen werden. Also mindestens USB 3.0 (genannt auch USB 3.1 Gen 1), besser noch Thunderbolt nehmen. Mit einer externen SSD wie z. B. diesem Model* machst du nichts verkehrt – ganz im Gegenteil – Top Empfehlung. Dank USB 3.1. Gen 2 ist sie ähnlich schnell wie eine interne SSD und sie funktioniert sowohl unter Mac als auch unter Windows. Wenn es noch schneller, robuster und mit Thunderbolt sein darf, vertrauen viele Profis auf LaCie Rugged* (<– extrem performante Festplatte).
Ich kann es nicht deutlich genug betonen: Wenn du es mit Lightroom ernst meinst und noch keine SSD verwendest, hole dir sobald wie möglich eine und zwar mit einem schnellen Anschluss! Wenn du nicht der Computer-Bastler-Typ bist, reicht auch eine externe SSD mit USB 3 und/oder Thunderbolt.
#2. Schneller 64 Bit-, Mehrkern-Prozessor mit mindestens 4 Kernen
Wenn dein Rechner über einen schnellen Prozessor verfügt, werden die Vorschauen in Lightroom schneller gerendert, aber auch die Arbeit im Entwickeln-Modul und das Exportieren deiner Bilder werden beschleunigt. Ein Vierkern-Prozessor sollte es mindestens sein. Noch besser wären 6 Kernen. Du solltest übrigens nicht nur die in GHz angegebenen Geschwindigkeiten vergleichen, da die neueren Prozessoren effizienter und somit empfehlenswerter sind. Hier ist eine gute Vergleichsliste für Mac: http://browser.geekbench.com/mac-benchmarks und hier für Windows: http://browser.geekbench.com/processor-benchmarks. Dort findest du gute Orientierung.
#3. GPU bzw. eine kompatible, von Adobe empfohlene Grafikkarte
Die Bedeutung von einem Grafikprozessor oder auch GPU (graphics processing unit) bzw. Grafikkarte genannt ist für Lightroom inzwischen nicht zu unterschätzen. Achte darauf, dass du eine unterstützte Grafikkarte verwendest, um schneller im Entwickeln-Modul bearbeiten zu können. Besonders relevant, wenn du an einem 4K oder 5K Monitor arbeitest. Eine aktuelle Liste findest du bei Adobe: https://helpx.adobe.com/de/lightroom/kb/lightroom-gpu-faq.html Adobe schreibt außerdem, dass Karten die die folgenden Anforderungen erfüllen, mit LR einsetzbar sind:
- Herausgegeben im Jahr 2014 oder danach
- Besitzt mindestens 1 GB VRAM. 2 GB oder mehr VRAM wird für große Monitore mit hoher Auflösung (z. B. 4K und 5K) empfohlen.
- Unterstützt OpenGL 3.3
#4. Arbeitsspeicher (RAM) mindestens 8 GB, besser 16+ GB
Fügst du öfters Bilder zu einem Panorama zusammen? Erstellst du viele HDRs? Benutzt du zeitgleich mit LR andere Programme wie z.B. Photoshop? Dann brauchst du auch viel RAM, damit Lightroom* sich nicht wie eine Krücke anfühlt. Am besten mindestens 16 GB.
#5. Monitore mit 4K und 5K Auflösung bei schwächeren Rechnern vermeiden
Bei einem 4K Monitor (8 MP) muss Lightroom mit 4 mal mehr Pixeln kämpfen als z. B. bei einem HD Monitor mit 1920 x 1080 px Auflösung (2 MP). Das kann sich bei nicht so leistungsstarken Rechnern bemerkbar machen. Daher empfehle ich dir auf 4K+ Monitore zu verzichten, bis du in Besitz von einem äußerst potenten Rechner kommst. Ein guter 27’’ mit 2560 x 1440 px Auflösung wäre die vernünftigere Wahl. Erste Adresse für ausführliche Bildschirm-Tests: http://www.prad.de/
#6. Nur mit einem Monitor arbeiten
Abgesehen davon, dass mehr als 1 Monitor gleichzeitig für das effiziente Arbeiten mit Lightroom meiner Erfahrung nach kontraproduktiv ist, verlangsamt es auch Lightroom. Für Aufgaben wie Videoschnitt o. Ä. macht es vielleicht Sinn, aber während LR läuft, solltest du weitere Monitore komplett ausschalten. Seien wir ehrlich, mit LR arbeiten und gleichzeitig „Game of Thrones“ gucken, ist nicht produktiv ;-). Notfalls, wenn man auf sein „Lieblingsnebengeräusch“ nicht verzichten will, kann man den zweiten Monitor durch ein Tablet oder Handy ersetzten und so einfach die Performance von Adobe Lightroom* verbessern.
Softwaretechnisch außerhalb von Lightroom
Nachdem wir erfahren haben, auf welche Computer-Komponente wir in Zusammenhang mit Lightroom achten sollen, werfen wir einen Blick darauf, wie wir durch Softwareoptimierung außerhalb von Lightroom das Potenzial unserer Hardware rausholen können.
#7. Katalog, Vorschauen, Camera RAW Cache auf SSD
Bei den Hardware-Tipps habe ich dir an erster Stelle eine schnelle SSD-Platte empfohlen. Falls du zusätzlich auch HDD-Platten verwendest, verschiebe deinen Lightroom Katalog und die Vorschaubilder sowie das Camera RAW Cache auf die schnelle SSD-Platte. Optimal wäre, wenn auch die Bilder, die du bearbeitest, sich ebenso auf der SSD befinden. Sofern du stets mit Smart-Vorschauen (siehe Tipp #26) arbeitest und sehr wenig Platz auf der SSD hast, kannst du das Camera Raw Cache auf der normalen Platte lassen.
TIPP: Ich empfehle dir einen Workflow, bei dem nach Beendigung des jeweiligen Projektes die Bilder ausgelagert werden. Dann sollte es für die meisten Fotografen machbar sein, die zu bearbeitenden Dateien auf SSD zu lagern. Außerdem motiviert diese Vorgehensweise zusätzlich zum schnelleren Erledigen. Wenn du trotzdem keinen Platz auf der SSD-Platte hast, dann kannst du deine Bilder auf der HDD aufbewahren. Der Katalog und die Vorschauen sollen sich aber auf alle Fälle auf der SSD befinden.
Der Katalog und die Vorschauen liegen im selben Ordner. Die Katalogdatei hat die Endung .lrcat und die Vorschauen .lrdata. Am Schnellsten findest du den Ordner, indem du Lightroom* mit gedrückter Alt-Taste startest.
Das Verschieben erfolgt ganz einfach per Copy/Paste. Danach Doppelklick auf die Katalogdatei – LR startet und erfährt so automatisch, wo der Katalog ist.
Den Speicherort für das Camera RAW Cache legt man in Lightroom fest: Cmd + U (Mac) bzw. Strg + U (Windows), dann Registerkarte „Dateiverwaltung“ -> dort unter „Camera Raw-Cache-Einstellungen“ auf „Wählen“ klicken und zu dem gewünschten Speicherort navigieren.
Die Bilder verschiebst du am besten innerhalb von Lightroom. Sonst bekommt es LR nicht mit und du musst in Lightroom nachträglich danach suchen. Gehe dazu in die Bibliothek, klicke im rechten Bedienfeld rechts neben „Ordner“ auf das Plus und dann auf „Ordner hinzufügen“. Ziehe anschließend in LR den Ordner mit deinen Bildern in den neu erstellten Ordner.
#8. Mindestens 20% freier Speicherplatz
Auf der/jeder Festplatte mit dem Betriebssystem, dem Katalog, den Vorschauen und den Bildern sollte mindestens 20% freier Speicherplatz vorhanden sein. Lass Lightroom und dem Betriebssystem also unbedingt Platz zum „Atmen“.
#9. Regelmäßige Software-Updates (Betriebssystem, Lightroom, Antivirus)
Installiere regelmäßig die neusten Updates. Und zwar sowohl für LR als auch für das Betriebssystem samt Treiber und auch von der restlichen Software wie beispielsweise für die Antivirus-Software.
Verwende unbedingt auch die neuesten Grafiktreiber. Sowohl bei Mac OS X als auch bei Windows 10 werden die Grafiktreiber automatisch mit den aktuellen System Updates aktualisiert. Bei Windows hat man zusätzlich die Möglichkeit die Treiber für die Grafikkarte auch manuell zu aktualisieren bzw. installieren. Mehr dazu hier: https://support.microsoft.com/de-de/help/4028443/windows-update-drivers-in-windows-10 oder hier: http://www.giga.de/extra/grafikchip/tipps/so-kann-man-grafikkartentreiber-aktualisieren/ (auch für Windows 7 Benutzer).
TIPP: Ich persönlich warte bei den Updates meistens ein paar Tage oder Wochen, da es manchmal leider zur Inkompatibilität – Verständigungsproblemen mit anderer Software – kommen kann. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Entwickler beim neuen Update es eilig hatten, etwas übersehen haben und erst nach Rückmeldung der Anwender die Bugs fixen.
#10. Nicht benötigte Programme und Prozesse schließen
Selbst ein Ferrari beladen mit schweren Umzugskartons und 4 kräftigen Italienern, die sich überwiegend von Pizza und Pasta ernähren wird langsamer fahren als mit nur einem zierlichen Chinesen als Fahrer. Die geöffneten Anwendungen reduzieren den Arbeitsspeicher, der potenziell für Lightroom* verfügbar ist. Auch auf dem ersten Blick harmlose Programme wie der Browser oder iTunes können Lightroom praktisch abbremsen.
Es ist sowieso besser sich beim Bearbeiten Zeit zum fokussierten Arbeiten zu blocken und nichts anderes zu tun. In den Pausen bzw. nach Abschluss der Lightroom Bearbeitungen kannst du ja wieder den Browser öffnen und surfen. Wenn du zu den Personen gehörst, deren Browser wochenlang voller geöffneten Tabs ist, kennst du vielleicht die nützliche Funktion, dass man die zuletzt geschlossenen Tabs/Fenster wiederherstellt. Und es fühlt sich wirklich gut, wenn man alles bis auf Lightroom zu hat.
Strg + Tab (Windows) bzw. Cmd + Tab (Mac) zeigt dir eine Übersicht deiner geöffneten Programme. Zusätzlich befinden sich aber manche Programme nur in der Menüleiste (oben rechts bei Mac) bzw. in der Taskleiste (unten rechts bei Windows). Schau sie dir genauer an und überlege, ob du sie (während der Bildbearbeitung mit Lightroom) brauchst.
Versteckte Prozesse
Darüber hinaus gibt es aber auch versteckte Prozesse, die im Hintergrund laufen, welche zu pausieren oder schließen sind, um Lightroom zu beschleunigen. Die Windows Nutzer können hierfür in den Taskmanager (Win 7) bzw. Resourcenmanager (Win10) und die Mac Anwender in die Aktivitätsanzeige nachschauen, was alles aktiv ist und Kapazitäten raubt. Ein Prozess namens wmpnetwk.exe beispielsweise stellt sich bei vielen Windows Anwendern als Resourcenfresser heraus und kann getrost abgeschaltet werden, sofern man die Medienfreigabe in Windows Media Player nicht nutzt.
Dieser Tipp ist eher für Fortgeschrittene. Wenn du dich nicht auskennt, solltest du lieber die Finger davon lassen oder dich in Fachforen informieren, bevor du ein Prozess stoppst, der vielleicht zum korrekten Funktionieren deines Betriebssystem unabdingbar ist.
Startprogramme
Vielleicht leidest du unter aufdringlichen Programmen, die beim Hochfahren des Rechners jedes Mal starten und nerven, da du sie nicht brauchst? Einige davon haben bei der Installation gefragt, ob sie das dürfen und man hat auf die schnelle ein Häckchen gesetzt bzw. vergessen es rauszunehmen. Andere waren nicht so nett und haben sich frecherweise einfach automatisch in die Liste der Startprogramme versteckt eingetragen, obwohl man sie gar nicht so wirklich braucht. Wie du die Autostartprogramme abschalten kannst, findest du in dieser Anleitung für Windows und hier für Mac.
#11. Deaktivieren von Sicherheits- und Antivirus-Software, die in Echtzeit scannt
Ein Paradebeispiel fürs Abbremsen von Lightroom ist der Virenscanner, der während du dich in Lightroom* befindest, am Scannen ist und Sicherungen durchführt. Manchen Windows Nutzern hat es außerdem nur noch geholfen, den Virenscanner zu deinstallieren und wieder zu installieren. Grundsätzlich solltest du den Lightroom Katalog und die Previews (Vorschauen) vom Virenscanner ausschließen.
#12. Möglichst wenig und hochwertige Software installieren
So trivial dieser Tipp klingen mag, so entscheidend er sein kann. Man hat einen super schnellen Rechner, alles bis aufs Kleinste optimiert und trotzdem läuft LR seit einiger Zeit zäh bis es sich herausstellt, dass das vor kurzem installierte Programm verantwortlich für die Performanceprobleme ist.
Vermeide Software von dubiosen Drittwelt-Hobbyprogrammierern. Man weiß nicht, wo sich alles das Programm einmischt und was es im Hintergrund anstellt.
Mit steigender Anzahl der Programme steigt auch die Gefahr, dass sich manche Programme gegenseitig „anzicken“. Es kann passieren, dass beim nächsten Update von einem Programm und/oder vom Betriebssystem irgendwas nicht richtig funktioniert. Besonders bei kostenloser Software weiß man nicht, ob sich der Programmierer zukünftig um das Programm kümmern wird. Frage dich vor dem Herunterladen neuer Software „Brauche ich sie wirklich? Löst sie ein großes Problem, was ich sonst nicht lösen kann?“
#13. Prozess-Priorität (Windows)
Man kann in Windows ausgewählten Programmen eine höhere Priorität zuordnen und durch mehr Prozessor-Power gezielt beschleunigen. Mehr dazu in diesem Artikel. Wenn du dir aber die vorherigen 3 Tipps (#10, #11 und #12) zu Herzen nimmst, brauchst du das höchstwahrscheinlich nicht machen.
#14. Datenträgerbereinigung (Windows)
Im Laufe der Zeit sammeln sich auf der Festplatte viele Dateien, die unnötig Speicherplatz belegen und Probleme verursachen können. Deshalb sollte jeder Windows Nutzer regelmäßig die Datenträgerbereinigung als eine Art Entrümpelung ausführen.
#15. Defragmentieren
Achtung: das Defragmentieren solltest du nur bei den „alten“ Festplatten (HDD) vornehmen und nur unter Windows. Bei SSD-Festplatten wird von der Defragmentierung abgeraten, da sie die Lebensdauer der Festplatte verkürzt. Es wird daher bei SSD-Platten empfohlen in den Laufwerkseinstellungen die automatische Defragmentierung des Laufwerks zu deaktivieren. Unter Mac kann man im Grunde auf das Defragmentieren verzichten, es sei denn man arbeitet mit großen Dateien ab 1 Gb und HDD-Platten. Dann könnte es sich lohnen und es geht leider nur über Software von Drittanbietern. Meistens reicht es bei Mac, aber, wenn man den nächsten Punkt berücksichtigt.
#16. Neustarten vom Betriebsystem
Das Neustarten deines Betriebssystems kann Lightroom spürbar schneller machen. Und ja – auch die Mac Benutzer sollten ab und zu mal das System neustarten!
#17. Bildschirmauflösung reduzieren
Zugegebenermaßen bin ich kein großer Fan von dieser Methode, weil es sich an einem großen Bildschirm in Lightroom am Besten arbeiten lässt. Dennoch will ich sie nicht unerwähnt lassen, da sie für einige von euch hilfreich sein kann. Je höher die Monitorauflösung desto mehr Rechenpower braucht LR, um seine Berechnungen durchzuführen. Das kann dazu führen, dass besonders bei älteren Rechnern, verbunden mit sehr hochaufgelösten Bildschirmen, LR langsamer wird. Wenn man nicht in einen besseren Rechner investieren will/kann und mit einer niedrigeren Auflösung zugunsten einer besseren Performance leben kann, der kann diesen Trick ausprobieren.
Lightroom Einstellungen
Nachdem wir uns mit den Software Kniffen außerhalb von Lightroom beschäftigt haben, ist es jetzt an der Zeit Lightroom selbst optimal einzustellen.
#18. Katalog optimieren
Diese Maßnahme ist einfach und zugleich äußerst wichtig! Mit der Zeit wird der Lightroom Katalog bei intensiver Nutzung fragmentiert und Lightroom* muss hin- und her durch die Datenbank springen, um die gesuchte Informationen zu finden. Beim Optimieren des Katalogs wird alles optimal geordnet und Unnützes aus der Datenbank gelöscht. Somit erhöht sich auch die Geschwindigkeit von Lightroom. Die Katalogoptimierung solltest du also regelmäßig machen. Besonders lohnt es sich, nachdem du große Änderungen wie Importieren, Verschieben oder Entfernen von vielen Bildern vorgenommen hast und grundsätzlich jedes Mal, wenn du das Gefühl hast, dass Lightroom langsamer geworden ist.
Datei > Katalog optimieren…
#19. Standardvorschaugröße einstellen
Die Standardvorschauen zu erstellen kann lange dauern, dennoch ist es wichtig, nicht die kleinste Größe einzustellen, sondern in der Regel die Zahl zu nehmen, die der längste Kante der Bildschirmauflösung am nächsten kommt. Bei einer Monitorauflösung von beispielsweise 1920 x 1200 px sollte man 2048 px für die Standardvorschaugröße wählen. Inzwischen gibt es auch die Einstellung „Automatisch“, die sehr zuverlässig funktioniert.
Bei mehreren Bildschirmen/Rechnern
Beachte: wenn du mit dem selben Katalog und Bildern an verschiedenen Rechnern bzw. Monitoren arbeitest, solltest du dich am Monitor mit der höchsten Auflösung orientieren, damit die Vorschauen nicht nachträglich während der Arbeit gerendert werden und dich abbremsen.
Ein Beispiel: unterwegs wird an einem MacBookPro Retina mit mit langer Kante 2880 px gearbeitet und zuhause wird er an einem 4K Monitor mit 3840 px langer Kante angeschlossen. Die Standardvorschaugröße sollte also mindestens 3840 px betragen.
Standardvorschaugröße egal bei 1:1 Vorschauen?
Vielleicht fragt sich der eine oder andere „Ist das Ganze denn nicht egal, wenn ich sowieso 1:1-Vorschauen erstelle?“. Nein, denn die Standardvorschauen werden an vielen verschiedenen Stellen wie z. B. in der Lupenansicht (Bibliothek Taste „E“) verwendet, und automatisch mit den 1:1-Vorschauen mitgerendert. Die 1:1-Vorschauen dagegen, nur beim Zoomen ins Bild bzw. für eine 1:1 Vergrößerung oder höher.
Trick, um Platz und Zeit zu sparen
Nun, gerade bei sehr hochaufgelösten Bildschirmen und sehr vielen Bildern, bei denen die 1:1-Vorschauen nicht zeitnah verworfen werden, explodiert die Größe der Vorschauen regelrecht und kann kleineren Festplatten zum Verhängnis werden. In dem Fall bietet sich folgender Trick.
Schau dir die nächst kleinere Standardvorschaugröße in den Einstellungen. Beim Beispiel mit 1920 x 1200 px, wäre sie 1680 px. Stelle diese als Standardvorschaugröße ein und vergrößere die Bedienfelder von LR unten/oben/links/rechts so, dass der Vorschaubereich nicht größer als 1680 px wird. So sparst du an Festplattenspeicher und an Importzeit, ohne dass das Arbeiten verlangsamt wird.
Lightroom > Katalogeinstellungen… -> Dateihandhabung -> Standardvorschaugröße (Mac)
Bearbeiten > Katalogeinstellungen… -> Dateihandhabung -> Standardvorschaugröße (Windows)
#20. Vorschauqualität der Standardvorschauen
Am schnellsten werden die Standardvorschauen logischerweise bei niedriger Qualität generiert. Wenn du aber in der Einzelansicht (Lupe bzw. Taste „E“) der Lightroom Bibliothek deine Bilderauswahl vornimmst, würdest du dich bei schlechter Vorschauqualität ohne Reinzoomen sehr schwer tun, zu beurteilen, ob das Bild scharf ist oder nicht. Ich habe mich für die Stufe „Hoch“ entschieden, da ich an einem 27 Zoller für die meisten Bilder sofort die Auswahl treffen kann, genug Platz auf der Festplatte habe und beim Rendern der Vorschauen (beim Import) sowieso nicht am Rechner sitze. Ich habe es auch mit „Mittel“ probiert, war aber nicht so glücklich damit. Bei dir könnte es aber anders sein. Versucht es einfach und schau ob du damit oder sogar mit „Niedrig“ klarkommst!
Lightroom > Katalogeinstellungen… -> Dateihandhabung -> Vorschauqualität (Mac)
Bearbeiten > Katalogeinstellungen… -> Dateihandhabung-> Vorschauqualität (Windows)
#21. Grafikkarte bzw. Grafikprozessor
Wenn dein Grafikprozessor nicht mit Lightroom kompatibel ist, solltest du die Verwendung deaktivieren. Ebenso, wenn du nicht an sehr hochaufgelösten Monitoren (ab 4K) arbeitest, selbst wenn die Kompatibilität gegeben ist. Bzgl. der Kompatibilität habe ich oben im Hardware Tipp #3 „GPU bzw. eine kompatible, von Adobe empfohlene Grafikkarte verwenden“ bereits geschrieben.
Lightroom > Voreinstellungen… > Leistung -> Grafikprozessor verwenden (Mac)
Lightroom > Voreinstellungen… > Leistung -> Grafikprozessor verwenden (Windows)
#22. Camera RAW Cache erhöhen
Eine Erhöhung des Camera RAW Cache hilft die Leistung im Entwickeln-Modul zu verbessern, da LR Vorschauen der letzten angezeigten oder bearbeiteten RAW-Dateien im Cache speichert. Allerdings ist die Größe der Kamera RAW Cache inzwischen nicht so entscheidend wie in früheren LR Versionen, da man seit LR 5 mit Smart-Vorschauen arbeiten kann/soll. Dann würde man nämlich keinen Unterschied merken. Ebenso nicht, wenn man JPG-, TIFF- oder PSD-Dateien bearbeitet.
Dennoch schadet es nicht, die Cache sicherheitshalber zu erhöhen. Nur auf wie viel? Per Default ist 1 Gb eingestellt. Eine eindeutige Antwort auf die Frage gibt es nicht. Es wird empfohlen das Cache auf mindestens 10 Gb einzustellen. Wenn man mit vielen Bildern und nicht (immer) mit Smart-Vorschauen arbeitet sowie genug Platz auf der Festplatte hat, der sollte sogar 20-30 Gb einstellen.
Lightroom > Voreinstellungen… > Dateiverwaltung -> Kamera RAW Cache-Einstellungen -> Maximale Größe
#23. Automatisches speichern in XMP deaktivieren
Standardmäßig ist diese Einstellung von Adobe deaktiviert (Lightroom > Katalogeinstellungen… -> Metadaten -> Änderungen automatisch in XMP speichern). Ihre Aktivierung kann zu Verlangsamung von Lightroom führen. Besonders, wenn die XMP-Daten auf einer langsamen Festplatte gespeichert werden. Sie liegen übrigens im Ordner der zugehörigen RAW-Bilder.
Wozu XMP?
Wozu braucht man eigentlich XMP? Lightroom schreibt alle Daten wie Schlüsselwörter, Entwicklungsänderungen, Bewertungen etc. in den Katalog. Wenn man Daten für andere Programme wie Bridge oder Camera Raw zur Verfügung stellen möchte, müssen sie zusätzlich in einer separaten Datei in XMP-Format gespeichert werden.
Gut zu wissen ist, dass man kein XMP braucht, wenn man aus Lightroom* heraus ein Bild in Photoshop öffnet (Cmd + E bzw. Strg + E), weil Lightroom über das ACR ein TIFF mit den Bearbeitungen erstellt.
XMP als Backup?
Manche Benutzer verwenden XMP-Dateien auch als Backup der Bildeinstellungen. Ein solcher Backup ist jedoch unvollständig, da nach momentanem Stand Flaggen, virtuelle Kopien, Zugehörigkeit zu Sammlungen, Protokoll der Entwicklungsschritte und Anderes nicht in XMP gespeichert wird.
Außerdem lässt sich durch eine Sicherung des Kataloges sehr einfach einen vollständigen Backup erstellen. Die Frage ist, wie sicher, dieses Backup an sich ist. Mangels Erfahrung kann ich dazu nichts sagen. Ich hatte nämlich noch nie Probleme mit einem LR-Katalog. *Klopf-klopf
Wenn man auf 2 Nummern sicher gehen will, könnte man als Notfall Backup vom Katalog XMP mit den obigen Einschränkungen benutzen.
XMP nachträglich erstellen
Erwähnenswert ist auch, dass du bei Bedarf jederzeit manuell XMP-Dateien mit den aktuellen Einstellungen bilden kannst, indem du die entsprechenden Bilder in der Bibliothek auswählst und auf Cmd + S (Mac) bzw. Strg + S (Windows) drückst. Alternativ: Bibliothek > Metadaten > Metadaten in Datei speichern.
Wenn man seine RAWs beim Import in Lightroom in DNG umwandelt oder mit JPG-Dateien arbeitet, werden die XMP-Metadaten direkt in die Dateien gespeichert ohne zusätzlich eine XMP-Datei zu erzeugen.
#24. Vorschaubereich verkleinern
Bei der Software Tipps habe ich erwähnt, dass eine niedrigere Monitorauflösung hilfreich sein kann. Ähnliche Ergebnisse kann man auch durch Reduzieren des Vorschaubereichs erzielen. Gemeint ist der Bereich in der Mitte zwischen allen Bedienfeldern. Je kleiner der Vorschaubereich, desto weniger Pixel muss Lightroom verarbeiten, desto weniger hat Lightroom* zu kämpfen.
Die Verringerung des Vorschaubereichs kann durch vergrößern der Bedienfelder – insbesondere des Filmstreifens (unten), aber auch durch verkleinern des Lightroom Fensters erfolgen. Ich gebe auch hier zu, dass ich kein Fan von solchen Maßnahmen bin, da das Nutzererlebnis und somit wahrscheinlich auch die Produktivität verschlechtert wird, aber notfalls könnte es immer noch besser sein, als wenn Lightroom schleppend ist und man lange darauf warten muss.
#25. Prozesse im Hintergrund stoppen/pausieren
Wenn du die Gesichtserkennung, die Synchronisierung mit Lightroom Mobile oder das umgekehrte Geotagging verwendest, solltest du sie, während du mit Lightroom aktiv arbeitest, unbedingt pausieren oder ausschalten, denn speziell die ersten zwei verbrauchen eine Menge Ressourcen.
Für die Gesichtserkennung gibt es in den Katalogeinstellungen (Cmd + Alt + , bzw. Strg + Alt + ,) unter der Registerkarte „Metadaten“ direkt die Einstellung „Auf allen Fotos automatisch Gesichter erkennen“, wessen Deaktivierung ich wärmstens empfehle. Die laufenden Prozesse siehst du auch oben links im sogenannten Aktivitätscenter (das sind die dünnen Balken die geladen werden).
Workflow
Der vierte und letzte Bereich auf dem Weg zu einer Performance Verbesserung in Lightroom stellt der eigene Workflow dar. Oft unterschätzt, birgt sich in der Optimierung der Arbeit mit Lightroom ein großes Potenzial, um auf langer Sicht viele Stunden Zeit zu gewinnen und mehr Freude an Adobe’s Programm zu erfahren.
Der schnellste Rechner und das perfekt eingestellte System bringen einem wenig, wenn man beim Arbeiten mit dem Programm unbeholfen ist und sich selbst abbremst, bzw. das Geschwindigkeitspotenzial durch smarten Workflow nicht ausschöpft. Lightroom* hat außerdem seine Ticken und manchmal muss man um die Ecke denken, um möglichst effizient damit arbeiten zu können.
#26. Smart-Vorschauen rendern
Smart-Vorschauen sind eine Art Mini RAW- bzw. DNG-Dateien, die durch ihre deutlich geringere Größe (2560 px lange Kante) schneller durch Lightroom verarbeitet werden. Die stärkste Beschleunigung im Entwickeln-Modul erfährst du durch die Arbeit mit Smart-Vorschauen, deswegen empfehle ich dir, sie für eine flüssige Bildbearbeitung in deinen Workflow integrieren.
Erstelle sie am besten nach Sortieren der Bilder: Bibliothek > Vorschauen > Smart-Vorschauen erstellen Keine Sorge, du kannst sie jederzeit verwerfen, damit sie bei Bedarf oder Nichtgebrauch keinen Platz auf deiner Festplatte beanspruchen.
Die Smart-Vorschauen haben übrigens kleine Einschränkungen, jedoch nicht geschwindigkeitsbezogen. Mehr dazu und zu allen Vorschauen in zukünftigen Artikeln.
#27. 1:1-Vorschauen rendern
Diese Vorschauen spielen einzig im Bibliothek-Modul eine Rolle und zwar kann man dadurch ohne Wartezeit in das Bild einzoomen, da Lightroom bzw. Camera Raw Modul eine 100%-ige Ansicht generiert hat.
In dieser Situation machen also die 1:1-Vorschauen Sinn: Man sortiert seine Bilder in Lightroom (und nicht in einer anderen Software wie Photo Mechanic) und schaut sie sich dabei öfters in der 1:1 Vergrößerung an, z. B. um die Schärfe besser zu beurteilen. Wenn der Fall auf dich zutrifft, empfehle ich dir wärmstens beim Import die 1:1-Vorschauen zu rendern und direkt im Anschluss die Sortierung vorzunehmen.
Das hat den einfachen Grund, dass, wenn du Anpassungen an den Bildern vornimmst und erst dann sie sortierst bzw. die Ansicht vergrößerst, muss Lightroom* jedes Mal Vorschauen mit deinen Änderungen neu erstellen. Also wieder Warten.
Deswegen solltest du bei deinem Workflow grundsätzlich nicht mit dem Entwickeln anfangen, bevor du die Bilder sortiert hast. Falls du doch viele Bilder schon bearbeitet hast und sie noch sortieren musst bzw. sie in der 1:1 Vergrößerung betrachten musst, kannst du aber die 1:1-Vorschauen auch nachträglich generieren: Bibliothek > Vorschauen > 1:1-Vorschauen erstellen.
Ach ja, Natürlich dauert der Import durch die 1:1-Vorschauen länger, aber die Zeit kannst du ja sinnvoll für andere Aktivitäten nutzen und musst nicht auf Lightroom aufpassen.
#28. Keine Entwicklungseinstellungen bzw. Presets beim Import anwenden
Ich sehe öfters, dass es empfohlen wird, beim Import bestimmte Presets anzuwenden, um angeblich Zeit zu sparen. In den meisten Fällen passiert das Gegenteil – man verliert Zeit. Der Import verzögert sich unnötig und auch das Bearbeiten könnte mit Wartezeiten verbunden sein. Vor allem, wenn du nicht mit Smart-Vorschauen arbeitest, wird Lightroom je nachdem, was für Einstellungen im Importpreset gespeichert sind, im Entwickeln-Modul zäh.
Praktisch bringt dir das Anwenden von Entwicklungseinstellungen beim Import keine Geschwindigkeitsvorteile beim Bearbeiten im Entwickeln-Modul. Welche Regler im Entwickeln-Modul Lightroom am meisten verlangsamen, findest du unter Tipp #32.
Es ist smarter die Bearbeitungspresets erst nach dem Sortieren auf ausgewählte oder alle Bilder anzuwenden. Metadaten bzw. globale Stichwörter (passend für alle Bilder) kannst bzw. solltest du während des Imports anwenden, da sie kaum Zeit kosten und auch nach Import nicht spürbar verlangsamen.
#29. Tastaturkürzel bzw. Shortcuts verwenden
Adobe nennt es auch Tastaturbefehle. Eine Übersicht davon findest du direkt hier: https://helpx.adobe.com/de/lightroom/help/keyboard-shortcuts.html Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass, wenn du einfach so die Seite öffnest und erschlagen von der Menge an Tastaturkürzel wirst, höchstens nach einem kurzen Scrollen die Seite wieder verlassen wirst, ohne irgendwas mitgenommen zu haben. Liege ich da richtig?
Wenn du aber vielleicht fest davon überzeugt bist, dass die Arbeit mit Shortcuts einer der besten Speedbooster für Lightroom darstellt und dich Schritt für Schritt ans Thema rantastest, kann ich dir eher helfen. Dazu schreibe ich weitere ausführliche Artikel, die dein Mindset fürs Thema sensibilisieren und dich effizient weiterbringen.
Hausarbeit für dich
Es ist immer besser, zumindest ein bisschen zu machen, als gar nichts, daher empfehle ich dir für den Anfang Folgendes. Setzt dir als Ziel heute 5 neue Tastaturkürzel zu lernen. Das sollte machbar sein, oder? Beginne mit solchen, die nur mit einer Taste funktionieren und leichter zu merken sind. Beispiele wären „Tastaturbefehle zum Wechseln von Ansichten und Bildschirmmodi“ (D, G, E, N), Shortcuts für Werkzeuge (K, M, Q) oder Bewertungssterne (1-5). Wenn du jeden Tag dir 5 neue Tastaturkombinationen merkst, was für eine smarte Person – wie du – sicherlich kein Problem ist, hast du in weniger als einem Monat eine sehr solide Basis, um ein ganzes Leben lang super effizient und schnell mit LR zu arbeiten.
TIPP: Per Cmd + < bzw. Strg + < wird in Lightroom eine Übersicht der Tastaturkürzel des jeweiligen Moduls eingeblendet. So musst du nicht raus aus Lightroom, um nach Tastaturbefehlen zu suchen.
#30. Erst sortieren, dann bearbeiten
Oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ :-).
Im Punkt #27 über die 1:1-Vorschauen findest du bereits einen Grund, warum du zuerst deine Arbeit im Bibliothek-Modul erledigen muss, bevor du mit dem Entwickeln beginnst. Es gibt aber auch einen anderen Grund. Du sparst nämlich Zeit, indem du bereits bearbeitete Bilder, die du nachträglich aussortierst, gar nicht erst bearbeitest :-). Klingt simple und trivial, aber wie oft ist es dir denn passiert, dass du leider entgegen der Logik gehandelt hast?
Ausnahmen
Wie bei jeder Regel, finden sich natürlich auch hier Ausnahmen. Beispielsweise kommst du am Samstagabend um 20 Uhr direkt von einer Hochzeit zurück und möchtest noch am selben Abend deinem Brautpaar und deiner Facebookfans Freude bereiten, indem du ein schönes Bild als Vorgeschmack vom Hochzeitstag postest.
Bis du alle Bilder mit 1:1-Vorschauen importiert und sortiert hast, wird es zu spät und du bist vielleicht müde und hast keine Lust oder Zeit alle über 1000 Hochzeitsfotos zu sortieren. In diesem Fall könntest du die Bilder mit minimalen Vorschauen importieren, dir ein schönes rausrücken bearbeiten, posten und später die 1:1-Vorschauen und die Sortierung machen. Noch schneller geht es übrigens, wenn du in der Rasteransicht beim Importdialog durchscrollst und zuerst nur das eine Bild importierst und fertig machst.
#31. Reihenfolge der Bildbearbeitungen
In welcher Reihenfolge die Korrekturen im Entwickeln-Modul erfolgen, kann die Leistung von Lightroom beeinträchtigen. Mit Ausnahme der Objektivkorrektur und möglicherweise der Bereichsreparatur ist das Endergebnis unabhängig davon, wie du die Regler hintereinander bewegst. Mach dir also keine Sorgen, um die Qualität deiner Bildbearbeitung und gewöhne dir die Abläufe an, die LR weniger abbremsen und dich nicht unnötig warten lassen. Flüssiger wird es also in dieser Reihenfolge:
- Globale Korrekturren wie die Grundeinstellungen
- Die Bereichsreparatur
- Objektivkorrekturen und Transformationen
- Lokale Korrekturen wie Verlaufsfilter, Pinsel, Radialfilter
- Details (Schärfen und Rauschreduzierung) und Effekte (Vignettierung, Körnung, Dunst entfernen)
#32. Bedienfelder schließen oder deaktivieren
Wenn du im Entwickeln-Modul doch in einer anderen Reihenfolge arbeiten willst/musst als oben unter #31 empfohlen – z. B. wenn du vorher ein Preset angewendet hast – kannst du für die Beschleunigung der weiteren Bearbeitungen, die Bedienfelder der rechenintensiven Regler wie „Details“ oder „Objektivkorrektur“ temporär deaktivieren. Dazu klicke auf den kleinen Schalter oben links am Bedienfeld (siehe Screenshot).
Wenn Lightroom* bei dir immer noch zickt, kannst du es etwas entlasten, indem du die nicht bzw. wenig benutzten Bedienfelder der verschiedenen Module schließt. So muss LIghtroom weniger Aufgaben erledigen. Du könntest also z. B. das Histogramm, die Details, den Navigator, die Stichwortliste, die Metadaten etc. schließen. Auch die Sammlungen, falls nicht so oft gebraucht, kannst du zuklappen, danach am besten Lightroom neustarten und schauen, ob es Verbesserungen gibt. Besonders bei großen Katalogen mit vielen Sammlungen könnte diese Vorgehensweise Wirkung zeigen.
Es gibt übrigens auch dafür Tastaturkürzel. So schließt beispielsweise die Tastaturkombination Cmd + 0 (Mac) bzw. Strg + 0 (Windows) das Histogramm.
#33. Protokoll löschen
Jede Bearbeitung zu jedem Bild wird im Bedienfeld „Protokoll“ dokumentiert. Du findest es im linken Panel des Entwickeln-Moduls. Wenn es extrem lang wird, insbesondere mit Korrekturen der Werkzeuge (Pinsel, Verlaufsfilter etc.), kann Lightroom langsamer werden. Auch die Kataloggröße erhöht sich dadurch ziemlich.
Das Protokoll von einzelnen Bildern kann mit einem Klick auf den „X“-Button (rechts neben dem Namen „Protokoll“) gelöscht werden. Zum Löschen bei vielen Bildern gleichzeitig markiere die Bilder und gehe im Entwickeln-Modul auf Entwickeln > Protokoll löschen…
#34. Katalog schlank halten
Damit ist gemeint, nicht dass du unbedingt auf die Anzahl deiner Bilder im Katalog achten solltest, sondern viel mehr auf alle anderen Sachen, womit man sich im Laufe der Zeit den Katalog zumüllt. Also Vorgaben (Presets), Sammlungen, Veröffentlichungsdienste, Pinseln, Plugins. Befreie dich von dieser Last und konzentriere dich auf das Wesentliche und wirklich Nützliche.
Weniger ist mehr
Bei Presets z. B. ist es so, dass das Entwickeln-Modul von jeder Vorgabe eine Miniatur für das Navigator-Bedienfeld (ganz oben links) erstellt, die bei jedem Bild geladen werden muss. Daher sollten ungenutzte Presets (Vorgaben/Filter) gelöscht werden. Außerdem: der Sinn von diesen an sich tollen Extras von Lightroom ist es, den Workflow zu erleichtern und vor allem zu beschleunigen. Es ist aber keinesfalls schneller, wenn man sich lange durch Riesenmengen an Vorgaben durchklicken muss. Am Ende kann man sich doch nicht für einen Look entscheiden oder die Wirkung vom jeweiligen Preset muss noch angepasst werden.
Ich konnte es mir kaum vorstellen, aber es gibt tatsächlich Benutzer mit Tausenden Presets und Sammlungen. Inzwischen habe ich eine Vermutung, wie es dazu gekommen sein könnte. Man liest ja oft „Die besten 150 Presets kostenlos als Download“ und lädt sich dann eins von diesen kostenlosen Preset-Pakete herunter. Zwei Tage später findet man noch welche Hunderte gratis Presets eines anderen Anbieters. Man holt sie sich ebenso, weil die vorherige Ladung Vorgaben nicht wirklich gut war oder man hat die bis jetzt heruntergeladenen Filter erst gar nicht alle ausprobiert, ob und welche passen könnten. Hauptsache erstmal anhäufen. Kostet ja schließlich nichts.
Falsch gedacht, es kostet vor allem Zeit – Zeit bis man alles installiert und sich angeschaut hat, um festzustellen, dass die Presets größtenteils enttäuschend sind. Wenn wir ehrlich sind, das ist von einer solchen Massenware auch zu erwarten. Die Masse und der fehlende/niedrige Preis sollen die schlechte Qualität kompensieren.
Es ist OK, wenn du noch ganz am Anfang stehst, schnelle Ergebnisse haben und dich inspirieren lassen möchtest, was es alles gibt, wie die Presets aufgebaut werden. Denke aber daran, baldmöglichst auszumisten und alle nicht benötigten Presets zu löschen. So beschleunigst du zum einen Lightroom, aber zum anderen auch deinen Workflow.
#35. Lokale Korrekturen möglichst sparsam und in kleiner Ansicht anwenden
Die lokalen Korrekturen wie Pinsel, Verlaufsfilter, Bereichsreparatur, Radialfilter wurden leider nicht für Hunderte Korrekturen entwickelt. Bei intensiver Verwendung kann Lightroom zu einer nervigen Krücke werden. Versuche also die Anzahl der lokalen Korrekturen zu vermindern. Des Weiteren kann es auch helfen, wenn du beim Anwenden in der 1:2 oder 1:3 Ansicht arbeitest und nicht 100% (1:1) und mehr reinzoomst.
#36. In DNG konvertieren
DNG ist Adobe’s hauseigene RAW Format. Man kann beim Import in LR oder nachträglich die RAW Dateien in DNG konvertieren. Angeblich gibt es keine Qualitätsverluste gegenüber des RAW Formates vom Hersteller (RAF, CR2, NEF, ARW etc.). Die DNG-Dateien sind dann in der Regel deutlich kleiner als die Original RAWs und werden von Lightroom entsprechend schneller verarbeitet.
In-DNG-konvertieren kannst du entweder beim Importieren in Lightroom* (oben im Importdialog „Als DNG kop.“) oder nachträglich über das Menü: Bibliothek > Fotos in DNG konvertieren…
DNG bei Smart-Vorschauen
Seit dem es jedoch Smart-Vorschauen gibt (LR 5), erübrigt sich die Konvertierung in DNG aus Sicht des Geschwindigkeitszugewinns. Smart-Vorschauen sind im Grunde DNG-Dateien in geringerer Auflösung und dadurch werden sie noch schneller Verarbeitet als z. B. in DNG konvertierten RAW-Dateien aus einer Kamera mit 24 MP.
DNG nicht immer deutlich kleiner als RAW
Außerdem habe ich festgestellt, dass meine verlustfrei komprimierten Fuji RAW Dateien (XT-2) im Unterschied zu meinen Canon RAW Dateien (5D Serie) kaum größer sind als nach Konvertierung in DNG. Bei Fuji gilt also nicht das Argument, dass man etwa 20% an Festplattenspeicherplatz spart.
Bzgl. der Performance Optimierung empfehle ich dir also in DNG zu konvertieren, wenn du nicht mit Smart-Vorschauen arbeitest und nicht mit Fuji (XT-2 und wahrscheinlich weitere Fuji Modelle) fotografierst. Es kann jedoch andere Gründe geben, die für DNG sprechen. Wenn du mehr erfahren möchtest, schreibe mir und bei größerem Interesse veröffentliche ich einen Artikel darüber.
#37. Rechenintensive Prozesse Lightroom machen lassen und den Arbeitsplatz verlassen
Lass Lightroom Importe, Exporte, Vorschauen etc. dann ausführen, wenn du nicht am Computer sitzt. Zum Beispiel über Nacht, während du unter der Dusche singst oder wenn du mit deiner Familie zu Abend isst. Diese Aufgaben sind sehr prozessorintensiv und selbst bei den leistungsstärksten Rechnern spürbar. Mach einfach mal eine Pause und genieße das Leben außerhalb von Lightroom :-).
#38. Viele Bilder verschieben
Wenn du beginnst viele (bei besseren Rechner ab mehrere Tausend Stück) Bilder in einen anderen/neuen Ordner innerhalb von Lightroom zu verschieben, klicke kurz danach auf einen Ordner oder Sammlung, die mit dem Verschieben Vorgang nichts zu tun haben, damit Lightroom die Rasteransicht nicht ständig aktualisieren muss. Alternativ kannst du auch einen Filter aktivieren, bei dem man die Bilder ebenfalls nicht sieht.
#39. Nicht in voller Auflösung fotografieren
Die heutigen Kameras haben extrem hohe Auflösungen von teilweise 50+ Megapixel. Selbst die momentan sehr verbreiteten 24 MP sind für viele Zwecke überdimensioniert. Sie belegen unnötig viel Platz auf der Speicherkarte und der Festplatte, und verlangsamen zugleich die Prozesse der Bildbearbeitung. Sowohl die Import/Export Zeiten als auch das tatsächliche Arbeiten in Lightroom können dadurch zu einer Qual werden. Dramatisch spürbar, wenn man seine Bilder ohne Smart-Vorschauen bearbeitet. Hersteller wie Canon bieten schlauerweise die Möglichkeit RAW-Dateien in geringerer Auflösung – so genannte mRAW und sRAW – ohne Qualitätsverlust zu schießen. Informiere dich, ob dein Kameraproduzent ebenso ähnliche Einstellungen anbietet und überlege, ob du wirklich so viele Megapixel brauchst? Ich habe schon riesengroße Plakate in beeindruckender Qualität gesehen, die mit der alten Canon 5D (12 Mp) gemacht wurden. Wenn du keine bzw. selten starke Bildausschnitte wie ein Wildlife Fotograf, der nicht genug Tele hat um nah ranzuzoomen, machst und auch keine Billboarde tapezierst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du mit 10 – 16 Mp wunderbar zurecht kommst.
#40. Lightroom neustarten
Man kennt es von Betriebssystemen und das gilt auch für Adobe Lightroom. Bei intensiver Arbeit mit LR* hilft es, das Programm ab und zu mal neuzustarten. Am besten kombiniert mit einer Katalogoptimierung (Tipp #18).
Das waren meine 40 Tipps, um Lightroom zu beschleunigen. Lass mich gerne wissen, ob und wie genau ich dir damit helfen konnte!